Myofunktionelle Therapie

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Bei uns Menschen kann ein schönes, offenes Lächeln der Türöffner für viele Dinge im Leben sein. Durch eine solche Geste verbessern wir beispielsweise oft unseren ersten Eindruck bei Vorstellungsgesprächen, oder wir machen einen deutlich sympathischeren Eindruck auf unseren Wunschpartner, da wir durch so ein Lächeln nach außen vor allen Offenheit und Sympathie ausstrahlen.

Doch um ein solches Lächeln zu bekommen, ist es gerade im Kindesalter von entscheidender Bedeutung, sich ausreichend um die eigene Zahn- und Mundpflege zu kümmern. Wer sich in der frühen Lebensphase nicht genug um den Gesundheitszustand der eigenen Zähne, und den des eigenen Mundes kümmert, der läuft Gefahr, irgendwann später mit seinem Lächeln einen eher ungepflegten Eindruck zu machen, was im Kontakt mit anderen Menschen alles andere als wünschenswert ist. Gute Zahn- und Mundpflege gehört daher zu den Aspekten, die für die Kommunikation mit anderen Menschen sehr wertvoll sein können.

Nun leiden allerdings gerade viele Kinder oft an Schwierigkeiten, wenn es um ihre Zähne oder ihren Mundraum geht. Neben zu weit vorstehenden Zähnen und ähnlichen Widrigkeiten leiden Kinder nicht selten an einer sogenannten “Myofunktionellen Störung“. Hierbei handelt es sich (mit Berücksichtigung der Körperhaltung) um ein Ungleichgewicht der Gesichts- und Kaumuskulatur. Bei Kindern äußert sich diese Problematik meist unter anderem durch Mundatmen, Lispeln und tropfendem Speichel aus dem Mund. Auch dann, wenn beim Schlucken der Zungenvorstoß einen offenen Biss verursacht, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Myofunktionelle Störung nicht gerade gering. Weitere wissenswerte Informationen, wie zum Beispiel die Gestaltung der Therapie dieser Störung, können aus diesem Artikel entnommen werden.

Was ist eine Myofunktionelle Therapie?

Wie es der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich bei dieser Therapie um eine medizinische Vorgehensweise, um Myofunktionelle Störungen bei Menschen zu behandeln. Diese Therapie behandelt mögliche Fehlfunktionen der Wangen-, Lippen-, Kau- und Zungenmuskulatur. Dadurch wird unter anderem verhindert, dass sich im Lauf der Zeit Kiefer- und Zahnfehlstellungen bei den Betroffenen bilden. Tatsächlich gehört die Myofunktionelle Störung zu den wenigen Krankheitsbildern, bei denen die Zusammenarbeit von mehreren verschiedenen Ärzten vonnöten ist.

Die Behandlung wird dabei von Physiotherapeuten, Logopäden und Kieferorthopäden übernommen. Aber auch HNO-Ärzte, Pädiater und Augenärzte müssen bei einer solchen Behandlung oft mit am selben Strang ziehen. Nur wenn Therapeuten aus diesen Berufsgruppen zusammenarbeiten, können bei einem betroffenen Patienten Muskelfehlfunktionen im Kiefer-, Zungen- und Gesichtsbereich behoben werden.

Zudem werden Betroffenen im frühen Kindesalter schlechte Angewohnheiten, wie beispielsweise das Daumenlutschen abgewöhnt. Diese umfangreiche Therapie beinhaltet auch mehrere spezielle Übungen, durch deren Hilfe die Muskelfehlfunktionen beseitigt werden sollen. Dabei handelt es sich unter anderem um die folgenden Übungen:

  • Übungen zur Umstellung von Mund- auf Nasenatmung
  • Übungen zur Korrektur von eventuellen Sprachfehlern
  • Spezielles Muskeltraining im Kiefer-, Zungen- und Gesichtsbereich

Mögliche Ursachen einer Myofunktionellen Störung

Tatsächlich kann das Auftreten einer Myofunktionellen Störung mehrere unterschiedliche Ursachen haben. Allerdings hat nicht jede potenzielle Ursache auch die gleiche Wahrscheinlichkeit, irgendwann eine derartige Störung auszulösen. Zu den möglichen Ursachen zählen unter anderem die Folgenden:

  • Eine behinderte Nasenatmung (zum Beispiel durch Allergien)
  • Skelettale Anomalien
  • Ein zu kurzes Zungenbändchen
  • Ein veränderter Muskeltonus durch Stress oder entspannende Medikamente
  • Missbildungen im Gesicht (zum Beispiel eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte)
  • Syndrome, wie beispielsweise “Trisomie 21”

Der Ablauf einer Myofunktionellen Therapie

Die Therapie einer Myofunktionellen Störung beginnt in der Regel mit der Zusammensetzung vieler unterschiedlicher Puzzleteile. Dazu gehören unter anderem die Krankengeschichte des Betroffenen, sowie diverse Körpertests, Beobachtungen und Messungen. Nachdem die Ergebnisse dieser Maßnahmen zusammengetragen wurden, lässt sich darauf eine individuelle Behandlung für jeden Betroffenen erstellen.

In der Regel wird dabei zuerst nach möglichen Gewohnheiten des Patienten gefragt, die den Mundraum betreffen. Im Kindesalter handelt es sich dabei meist um Nägelkauen oder Daumenlutschen. Darauf folgt dann der Haltungsaufbau und ein Wahrnehmungstraining für den Betroffenen. Sobald diese Schritte vorgenommen wurden, beginnt erst die eigentliche Behandlung des Problembereichs.

Allen voran wird während der Therapie die orale Wahrnehmung und Sensibilität stimuliert. Auch werden Verhaltensmuster abtrainiert, welche sich ungünstig auf das Muskelfunktionsgleichgewicht im Mundraum auswirken. Zudem soll erreicht werden, dass der Patient in diesem Bereich wieder zu korrekten physiologischen Bewegungsmustern imstande ist. Auch die Nasenatmung soll durch die Therapie wieder möglich gemacht werden, sofern diese im Vorfeld eingeschränkt war.

Des Weiteren wird auch die korrekte Ruhelage für Lippen und Zungen trainiert. Außerdem soll durch gezielte mundmotorische Übungen ein physiologisches Schluckmuster erlernt werden. Wobei man natürlich trotz allem sagen muss, dass sich der genaue Ablauf dieser Therapie von Fall zu Fall zum Teil stark unterscheiden kann.

Wann eine MFT zum Einsatz kommt

Wie bereits erläutert, soll eine Myofunktionelle Therapie in erster Linie Gleichgewichtsschäden der Gesichts- und Kaumuskulatur beheben. Genau genommen wirkt eine solche Therapie jedoch “nur” den Problemen entgegen, die wiederum dazu in der Lage sind, ein solches Ungleichgewicht zu verursachen. Zu den Problemen, die möglicherweise zu einer Myofunktionellen Störung führen können, und gleichzeitig durch eine MFT behandelt werden können, zählen unter anderem die Folgenden:

  • Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
  • Trisomie 21, sowie weitere Syndrom-Krankheiten
  • Ein infantiles Schluckmuster (Zungenvorstoß beim Schlucken)
  • Beschwerden bei Kiefer- und Muskelbewegungen im Mundbereich (z.B. ein “Pressen” oder “Knirschen”)
  • Schwierigkeiten mit der Aussprache (zum Beispiel Lispeln)

Darüber hinaus gibt es noch weitere Szenarien, in denen häufig eine MFT zum Einsatz kommt:

  • Vor, während und nach einer kieferorthopädischen Behandlung.
  • Vor und nach einem kieferchirurgischen Eingriff.
  • Wenn die Träger von Zahnprothesen über eine feuchte Aussprache, oder über einen mangelhaften Halt der Prothese klagen.

Dauer einer Myofunktionellen Therapie

Grundsätzlich lässt sich nicht pauschal sagen, wie lange eine MFT andauert. Die Dauer hängt zum einen von dem zuvor gesetzten Ziel, und von dem Weg zu diesem Ziel ab. Wer eine MFT startet, der findet sich meist in einem Zeitabstand von vier Wochen in MFT-Sitzungen wieder. Nach der Anfangszeit können diese Zeitabstände auch größer werden. Bis zu dem Zeitpunkt, wo sich wirklich spürbare Veränderungen (bzw. Verbesserungen) im Alltag bemerkbar machen, können allerdings auch gut und gerne mal bis zu zwei Jahre vergehen.

Doch je öfter der Betroffene während einer Myofunktionellen Störung dagegen übt (ob nun alleine oder mit ärztlichem Beistand), desto schneller kann der Betroffene auch (in der Hinsicht) Beschwerdefrei werden.

Wie läuft die Kostenübernahme?

Viele Leidtragende fragen sich, ob die Behandlung einer Myofunktionellen Störung von der Krankenkasse übernommen wird. Die gute Nachricht dabei ist, dass eine MFT in der Regel von der Zusatzversicherung der Krankenkasse übernommen wird.

Damit dies allerdings auch wirklich geschieht, ist für den Betroffenen eine Überweisung von einem Zahnarzt, Kinderarzt, Kieferchirurgen oder einem anderen behandelnden Arzt auf dem Gebiet notwendig. In jedem Fall ist es sehr zu empfehlen, sich als Patient schon vor dem Beginn dieser Therapie bei der eigenen Versicherung über die kommende Behandlung zu erkundigen.