Statik und CMD

Das craniosakrale System ist für die zusammenhängenden Bewegungsabläufe in unserem Körper von größter Wichtigkeit. Finden sich hier Defizite, kann es zu schmerzhaften und folgenschweren Disbalancen kommen, die fast immer weitere Probleme in dynamischen Prozessen nach sich ziehen. Im Folgenden ist die Komplexität der Zusammenhänge geschildert.

In welchem Zusammenhang stehen das Kiefergelenk und die Körperstatik?

Über unser rechtes und linkes Kiefergelenk, die beide symmetrisch am Schädel verbunden sind und von mehr als 30 angrenzenden Muskeln Tag für Tag bewegt werden, ist die Ausrichtung des Unterkiefers im craniosakralen System von großer Bedeutung. Diese hohe Bedeutsamkeit überträgt sich letztlich auf die Gesamtstruktur des Menschen.

Zusammenhang einer Störung im dynamischen Prozess

Ist der dynamische Prozess aus den knöchernen Komponenten

  • Schädel
  • Wirbelsäule
  • Kreuz- und Steißbein
  • Becken und Extremitäten

sowie der Hirnhaut (Dura Mater), der bewegenden Muskulatur und des Bindegewebes gestört, können spannungsbedingte Schmerzen sowie Fehlhaltungen und Fehlfunktionen die Folge sein. Zudem können sich ein Fehlbiss und eine Fehlstatik wechselseitig bedingen.

Wie stellt sich dieser Zusammenhang im Detail dar?

Der Ober- und Unterkiefer sowie die Kaumuskulatur, das Kiefergelenk und die Zähne werden gleichmäßig belastet, wenn anatomisch alles in Ordnung ist. Liegen nur kleine Störfaktoren vor, gerät dieses zusammenhängende System aus dem Gleichgewicht.

Warum ist das so?

Über Funktionsketten steht das muskuläre Kausystem mit der Wirbelsäulenmuskulatur in Verbindung. Liegt im Zusammenspiel der Ober- und Unterkieferzähne eine Störung vor, kommt es zu einem sogenannten Fehlbiss. Dadurch stehen die beiden Kiefergelenke in einer nicht mehr korrekten physiologischen Position. Es kommt zu einem Druck auf die umliegende Muskulatur und einer unnatürlichen Belastungssituation.

Die Auswirkungen dieser Störung

Die dauerhafte Muskelanspannung kann im Endeffekt zu Schmerzen und Beschwerden führen, die den übrigen Stütz- und Bewegungsapparat betreffen.
Nervenbahnen steuern die Kaumuskeln, wodurch der Unterkiefer bewegt werden kann. Das dafür erforderliche Steuerungszentrum liegt im zentralen Nervensystem, von wo aus die Koordination aller Bewegungen erfolgt. Die Lage des Gelenkkopfes wird von Rezeptoren im Kiefergelenk registriert und sogenannte Muskelspindeln melden an das Gehirn den Spannungszustand der Kaumuskulatur.

Ist die Funktion intakt, stehen die Zähne nur 30 Minuten innerhalb von 24 Stunden in direktem Kontakt zueinander. In der übrigen Zeit kann sich die Kaumuskulatur erholen. Besteht aber ein Fehlbiss, dann ist zukünftig von weitreichenden Folgen auf andere Körperbereiche auszugehen, weil es zu einer ständigen Irritation des Steuerzentrums mit vegetativen Irritationen kommt.

Zu diesen Irritationen können folgende Symptomatiken gehören:

  • schmerzhafte Muskelverspannungen
  • Spannungskopfschmerz (z. B. Migräne)
  • Wirbelsäulenblockade
  • Beinlängendifferenz
  • Tinnitus und Schwindel

Vielfach wird eine Beinlängendifferenz diagnostiziert, die im weiteren Verlauf zu einem Beckenschiefstand führt. Das ist fatal, weil das Becken, das fest mit dem Kreuzbein verbunden ist, innerhalb des gesamten Bewegungsapparates die Kraftübertragung wahrnimmt. Von dort aus trägt die Wirbelsäule den Kopf und sorgt für eine möglichst aufrechte Haltung. Weil sich die Verankerung der Hüftgelenke auch im Becken befindet, passt es sich jeder Beinbewegung an.
Unterliegt das Becken einer dauerhaften Schiefstellung, kann der gesamte Bewegungsapparat in Schieflage geraten.

Über Muskelfunktionsketten sind auch das Kiefer- und Iliosakralgelenk miteinander verbunden. Der Beckenschiefstand und eine Beinlängendifferenz können für längere Zeit über einen Mechanismus, der entlang der Wirbelsäule verläuft, ausgeglichen werden. Dadurch wird die Aktivität der Wirbelsäulenmuskulatur erhöht. Schmerzen in der Lenden-Becken-Region können daraus resultieren.

Weil eine CMD Probleme im Bereich der gesamten Statik verursachen kann, besteht die Gefahr, dass auch die Becken- LWS-Region in Mitleidenschaft gezogen wird und für Beschwerden am Iliosakralgelenk (ISG) mit Ausstrahlung ins Bein verantwortlich ist.

Solche Zusammenhänge werden häufig jahrelang nicht erkannt. Dies führt dazu, dass die Symptome zwar medikamentös behandelt werden, die Ursache in Form einer Fehlfunktion des Kiefergelenks aber nicht erkannt und somit auch nicht therapiert wird.